Was halten Sie für die grösste Herausforderung bei der zwei- oder mehrsprachigen Erziehung Ihres Kindes? Teil 2

In dem ersten Teil des Beitrages schrieb ich über die verschiedensten Dinge, die Eltern bei der Erziehung ihrer mehrsprachigen Kinder grosse Freude bereiten. In der gleichen Umfrage habe ich aber auch danach recherchiert, welche Schwierigkeiten Eltern mit der sprachlichen Erziehung haben, wenn ihr Kind mit mehreren Sprachen aufwächst. Kein Wunder, dass die 420 Antwortgeber (aus 27 Ländern) ganz unterschiedliche Herausforderungen zu meistern haben. Es folgt eine Liste der meisterwähnten alltäglichen Schwierigkeiten:

Für mich ist eindeutig die grösste Schwierigkeit die fehlende Geduld. Ich verstehe selber nicht, warum ich nicht fähig bin, mit meinen in den USA aufgewachsenen Kindern (2.5 und 5 Jahre) meine eigene Muttersprache zu sprechen.

Mehrsprachige Erziehung kostet sehr viel Zeit und Energie! Aber es lohnt sich.

Die vielen Konflikte und Auseinandersetzungen in der Familie und Verwandtschaft, in denen es immer darum geht, welche Sprache zu welchem Zeitpunkt (nicht) gesprochen werden sollte.

Es fällt mir nicht leicht, am Abend die Märchenbücher wortwörtlich zu übersetzen, wenn ich schon ohnehin todmüde bin.

Die Kinder haben ausser mir niemanden, mit dem/der sie französisch sprechen könnten. Es gibt in Ungarn keine Kinder mit denen sie die Sprache üben könnten. Ich finde es auch schade, dass die Geschwister untereinander nicht französisch sprechen.

Was für eine einsprachige Familie selbstverständlich ist, ist für unsere dreisprachige Familie eine richtige Herausforderung: z.B. Mutter/Tochter, Vater/Tochter Gespräche für einander zu übersetzen, damit sich niemand ausgegrenzt fühlt. Im Kino, im Theater, im Fernsehen können wir gemeinsam als Familie nur diejenigen Filme oder Vorstellungen anschauen, die in der dritten Sprache (also der Sprache des Landes, wo wir leben) laufen. Die Kommunikation mit den Grosseltern bzw. Schwiegereltern ist auch nur mittels ständiger Übersetzung möglich.

Ich frage mich, wie ich meinen Kindern das Lesen und Schreiben in meiner Muttersprache beibringen soll.

Die Kultur meines Herkunftslandes ganz alleine, ohne irgendwelche Hilfe, im Ausland weiterzugeben.

Ich weiss nicht, wie ich darauf reagieren soll, wenn die Kinder die Sprachen mischen.

Die Grenze zu spüren, wo ich das Ungarische noch nicht aufzwinge aber trotzdem erwarte, dass die Kommunikation zwischen mir und den Kinder auf Ungarisch abläuft.

Aus der Routine spreche ich meine Kinder immer deutsch an. Es kränkt mich und ich erlebe es als ein Versagen, dass meine Muttersprache zwischen uns nicht die primäre Sprache ist.

Auch wenn ich glaube, dass mein Englisch gut genug ist, werde ich leider nie fähig sein mich so nuanciert ausdrücken zu können, wie ich es meinem Mann in meiner Muttersprache sagen könnte.

Am Anfang war es für mich ein komisches Gefühl, dass ich mit meinem Kind eine andere Sprache als ungarisch sprach, obwohl wir selber Ungarn sind und in Ungarn leben. Ich habe auch viele neue Ausdrücke, Kinderreime und Kinderlieder lernen müssen, die ich vorher nie gekannt habe.

Am Anfang war es mir peinlich, wenn ich meine Kinder in der Öffentlichkeit in meiner Muttersprache angesprochen habe (wir leben in Deutschland). Jetzt bin ich aber der Meinung, es ist das Wichtigste ist, dass sie meine Sprache korrekt erlernen. Heutzutage mache ich mir von solchen Kleinigkeiten keine Sorgen mehr.

Ich muss immer ALLES übersetzen, ALLES in beiden Sprachen wiederholen, damit mein Mann sich nicht ausgegrenzt fühlt.

Mein Problem ist, dass ich mich in meiner Muttersprache manchmal nicht gut ausdrücken kann bzw. nicht die passenden Wörter finde, weil ich sie einfach nicht mehr verwende.

Mein Kind kann viel besser französisch als ich. Manchmal verstehe ich gar nicht, was es mir sagt.

Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt? Sind die oben genannten Probleme auch Ihnen bekannt? Könnten Sie die Liste noch mit weiteren Herausforderungen ergänzen? In unserem Workshop werden wir diese Problematik auch ansprechen. Kommen Sie vorbei!

Eine Übersetzung aus dem Ungarischen. Das Original erschien im: (Frauen im Ausland)